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Der beste Weg eine neue Gewohnheit zu starten

Eine Gewohnheit besteht aus einem Auslöser, einem Verlangen, einer Routine und einer Belohnung.

Oftmals sind uns die Auslöser einer Gewohnheit gar nicht bewusst. Drei Beispiele:

  1. Die ehemalige Reiterin, die damals noch geraucht hat und unmittelbar zu Beginn jedes Ausritts eine gequalmt hat, spürt Jahre später beim Reiten als Nichtraucherin wieder das intensive Verlangen nach einer Zigarette. Man kann zwar alte Muster überschreiben, das Skript wird allerdings nie gelöscht. Hier war der Auslöser, dass das Pferd fertig mit Zaumzeug und Sattel steht, der Ausritt beginnen kann und die Zigarette die regelmäßige Belohnung für die Mühen davor war.
  2. Die praktizierende Ärztin in der Notaufnahme, die intuitiv bei einer privaten Feier feststellt, dass einer der Gäste typische Symptome eines Schlaganfalls zeigt und sofort den Notarzt ruft. Sie hat in ihrer täglichen Praxis und der Umgebung Krankenhaus das Krankheitsbild so oft gesehen, dass sie auch in einem anderen Umfeld, die richtige Routine einzusetzen weiß.
  3. Oder der Besuch zu Hause, wo eine Geste, ein Wort ausreichen, um den anderen oder sich selbst auf die Palme zu bringen.

Pointing-and-Calling

Wir verfallen also alten Mustern, bevor wir merken, was passiert. Wollen wir also alte Muster durchbrechen, müssen wir diese erkennen, indem wir unsere Aufmerksamkeit ganz bewusst auf den Auslöser lenken.

Aufmerksam ist, wer mit allen Sinnen eine Situation wahrnimmt. Dieses Prinzip der bewussten Aufmerksamkeitslenkung hat sich die Japanische Bahn zu eigen gemacht. Beim Ein- und Aussteigen am Bahnsteig sind zu viele Unfälle passiert. Die Zuggäste und die Koffer waren noch nicht ganz drin oder noch draußen und der Schaffner hat dem Zugführer zu früh das Signal zur Abfahrt erteilt. Daraufhin lehrten die Japaner ihre Schaffner das Prinzip "Zeigen und Rufen". Der Schaffner musste bei jeder Tür seine Sinne "Sehen, Fühlen, Hören" einsetzen, bevor er das Abfahrtskommando erteilte. Die Fehlerrate sank um 85% und die Unfälle gingen um 30% zurück. 

Eine Verhaltensänderung startet immer mit Aufmerksamkeit

2001 haben britische Wissenschaftler eine Gruppe von ca. 250 Personen zwei Wochen lang beobachtet. Die erste Gruppe war die sog. Vergleichgruppe. Sie sollte lediglich notieren wie oft sie Sport getrieben haben. Die zweite Gruppe, nennen wir sie Motivationsgruppe, hat umfangreiches Material zum Nutzen und Mehrwert von Bewegung bekommen. Hat man die erste Gruppe nur nach dem "wie oft" gefragt, bekam die zweite den Grund (das Warum) mitgeliefert. Die dritte Gruppe sollte zusätzlich im vorhinein planen, wann und wo sie gedenkt, sich zu bewegen.

Die Implementierungsabsicht

Nach der Testphase hat sich herausgestellt, dass die beiden Vergleichgruppen 1 und 2 zu 35-38% Sport getrieben haben. Trotz Motivationsanreiz durch Informationsmaterial war die zweite Gruppe nicht wesentlich aktiver. Anders hingegen die Gruppe 3, die mehr als doppelt so viel Bewegung hatte. Die Wissenschaftler führen dies auf die sog. Implementierungsabsicht zurück, was nichts anderes ist als ein vorheriger Plan mit Ort und Zeit, den es umzusetzen gilt. Die Schlussfolgerung muss also lauten: Wenn ich die Wahrscheinlichkeit einer Umsetzung eines Vorhabens erhöhen möchte, dann plane ich Ort und Zeit gleich mit ein. Oftmals bleiben Absichtserklärungen, wie "ich werde gesünder essen" oder "ich will abnehmen" zu unspezifisch. Erst die klare Formulierung, idealerweise schriftlich, macht es konkret umsetzbar.

Und alles was gedacht wird, kann zu Papier gebracht werden. Alles was zu Papier gebracht, kann umgesetzt werden. Es entsteht drei Mal. Zeit genug, um bei eins uns zwei Fehler zu korrigieren.

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